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Warum Kindern das Teilen schwerfällt – und wie du sie liebevoll dabei unterstützen kannst



Das Thema Teilen beschäftigt viele Eltern. Es kann frustrierend sein, wenn ein Kind plötzlich nicht mehr bereit ist, seine Spielsachen mit anderen zu teilen – sei es mit Geschwistern oder Besucherkindern. Doch warum fällt es Kindern eigentlich so schwer zu teilen? Und was können wir tun, um sie auf ihrem Weg zu einer natürlichen und empathischen Teilbereitschaft zu begleiten, ohne dabei Druck oder Zwang auszuüben?


Warum fällt es Kindern schwer zu teilen?

Kinder befinden sich in einer Phase, in der sie Besitz und Identität beginnen zu verknüpfen. Für sie bedeutet ein Spielzeug oft mehr als nur ein Objekt – es ist etwas, das ihnen gehört und ihre Selbstständigkeit symbolisiert. Kinder haben im Vergleich zu uns Erwachsenen nur wenige Dinge, die sie als ihr Eigentum betrachten können. Daher kann der Gedanke, diese wenigen Besitztümer mit anderen zu teilen, für sie sehr belastend sein. Ihre Fähigkeit zur Selbstregulation und ihre Impulskontrolle sind noch nicht vollständig ausgereift, was es ihnen erschwert, in Momenten des Teilens auf ihre Bedürfnisse zu verzichten. Das Festhalten an Gegenständen gibt ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle in einer Welt, die für sie oft überwältigend ist.


Was das Nicht-Teilen-Wollen mit einer gesunden Bindungsentwicklung zu tun hat

Es ist wichtig zu wissen, dass das Nicht-Teilen-Wollen von Kindern ein Zeichen für eine gesunde Bindungsentwicklung ist. Etwa ab dem dritten Lebensjahr entwickeln Kinder ein Bewusstsein für Besitz und Loyalität. Dies zeigt sich oft darin, dass sie beginnen, bestimmte Dinge oder Menschen für sich zu beanspruchen. Diese Phase der Entwicklung ist ein natürlicher und gesunder Prozess, der zeigt, dass sich das Kind altersgerecht entwickelt.

Dr. Deborah MacNamara beschreibt in ihrem Buch Vertrauen Spielen Wachsen, dass Kinder in diesem Alter Territorialverhalten und Besitzstreben zeigen – Verhaltensweisen, die eng mit ihrer wachsenden Bindung an Menschen und Dinge zusammenhängen. Das Teilen unter Zwang würde das Kind in einen Konflikt zwischen seinem Bedürfnis nach Zugehörigkeit und dem Druck, den Besitz aufzugeben, bringen. Ein solcher Zwang schwächt die Bindung zum Erwachsenen, der den Zwang ausübt. Daher sollten wir als Eltern das Nicht-Teilen-Wollen nicht als schlechtes Benehmen interpretieren, sondern als einen wichtigen Entwicklungsschritt in der Persönlichkeitsbildung unseres Kindes.


Was hat die Gehirnentwicklung damit zu tun?

Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Gehirnentwicklung. Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren besitzen noch keine ausgereifte Empathiefähigkeit. Sie können noch nicht die Perspektive anderer Menschen einnehmen. Das bedeutet, dass sie nicht verstehen, warum ein anderes Kind ebenfalls mit der Schaufel spielen möchte – sie sehen nur ihren eigenen Wunsch, das Spielzeug zu behalten. Empathie entwickelt sich erst im Laufe der Jahre und wird frühestens ab vier Jahren stärker ausgeprägt.

Daher erscheint es uns Erwachsenen oft egoistisch, wenn Kinder nicht teilen wollen. In Wirklichkeit ist es jedoch eine natürliche Phase ihrer Entwicklung. Kinder handeln in diesen Momenten nicht gegen andere, sondern ausschließlich für sich selbst und ihre Bedürfnisse. Dieser Mechanismus garantiert ihnen die bestmögliche Erfüllung ihrer eigenen Bedürfnisse und eine gesunde Entwicklung.


Wie verhalte ich mich, wenn mein Kind nicht teilen will?

Das Wichtigste ist: Zwinge dein Kind nicht zum Teilen! Druck erzeugt immer Gegendruck und verletzt die Integrität deines Kindes. Außerdem führt Zwang nicht zu echter Nächstenliebe oder Empathie, sondern dazu, dass das Kind aus Angst teilt – und das ist das Gegenteil von dem, was wir uns wünschen.

Wenn dein Kind auf dem Spielplatz seine Sachen nicht teilen möchte, erkläre dies dem anderen Kind freundlich. Meistens haben die Kinder damit keine Probleme – es sind oft die Erwachsenen, die Druck ausüben. Sei dir bewusst, dass die Beziehung zu deinem Kind und sein Vertrauen in dich wichtiger sind als die Meinung anderer Eltern.

Sollte dein Kind von einem anderen Kind etwas haben wollen und dieses Kind will nicht teilen, lehne dankend ab und erkläre deinem Kind, dass auch dieses Kind das Recht hat, seine Sachen nicht zu teilen. Diese Art der Erklärung fördert die Empathie deines Kindes und zeigt ihm, dass jeder Mensch das Recht hat, über seinen Besitz selbst zu entscheiden.


Wie unterstütze ich mein Kind darin, das Teilen zu lernen?

Auch wenn du das Nicht-Teilen deines Kindes akzeptierst, kannst du es dennoch ohne Druck darin unterstützen, empathischer zu werden. Der Schlüssel liegt darin, deinem Kind vorzuleben, was Teilen bedeutet. Kinder orientieren sich viel stärker an unserem Verhalten als an unseren Worten. Wenn du selbst bereit bist zu teilen, wird dein Kind dies auch übernehmen.

Darüber hinaus kannst du das Thema Empathie immer wieder in Gesprächen aufgreifen. Ein Beispiel: Wenn dein Kind sagt, es will seine Schaufel nicht hergeben, kannst du sagen: "Das ist deine Schaufel, und du musst sie nicht teilen, wenn du das nicht möchtest. Aber erinnerst du dich daran, wie du dich gefühlt hast, als du neulich mit dem grünen Bagger eines anderen Kindes spielen wolltest und er ihn dir nicht geben wollte?"

Ziel solcher Gespräche ist es nicht, dein Kind zum Teilen zu bewegen, sondern ihm zu helfen, die Gefühle anderer besser zu verstehen. Ob es teilt oder nicht, bleibt seine Entscheidung.


Spielebesuch & mein Kind will nichts teilen: Wie entschärfe ich diese Konflikte bereits vorher?

Besonders herausfordernd wird es, wenn Besuchskinder zu Hause sind und dein Kind seine Spielsachen nicht teilen will. Um solche Konflikte zu entschärfen, kannst du Folgendes tun:

  1. Vorbereitung: Bereite dein Kind vor dem Besuch darauf vor. Frage es, welche Spielsachen es gerne teilen möchte und welche nicht. Diese kann es vorher wegräumen. So fühlt es sich respektiert und kann dennoch entscheiden, was es teilen will.

  2. Eigene Spielzeugkiste: Als Eltern kannst du dir eine eigene Spielzeugkiste zulegen, deren Inhalt dir gehört. So kannst du im Ernstfall deinem Kind ein Spielzeug entziehen, das für den Besuch gedacht ist, ohne seine persönlichen Grenzen zu verletzen.

  3. Besuch mit eigenem Spielzeug: Bitte die Eltern des Besucherkindes, eigenes Spielzeug mitzubringen. Das reduziert den Druck auf beide Kinder und hilft, mögliche Konflikte zu vermeiden.

Wenn trotz all dieser Maßnahmen Konflikte auftreten, versuche, Verabredungen häufiger ins Freie zu verlegen. Auf neutralem Boden entstehen oft weniger Besitzansprüche und Konflikte.


Fazit

Das Teilen ist eine Fähigkeit, die Kinder mit der Zeit erlernen, und es braucht Geduld und Verständnis von uns Eltern. Indem wir ihnen Raum für ihre Entwicklung geben und ihre Grenzen respektieren, schaffen wir eine Grundlage für eine gesunde, empathische Persönlichkeit. Vertrau darauf, dass dein Kind in seinem eigenen Tempo lernen wird, zu teilen – von Herzen und ohne Zwang.


Ich hoffe, dieser Beitrag konnte dir weiterhelfen und dir wertvolle Impulse für den Umgang mit dem Thema Teilen geben.

Hast du Fragen oder möchtest du deine eigenen Erfahrungen teilen? Hinterlasse gerne einen Kommentar direkt unter dem Blogartikel – ich freue mich, von dir zu hören!

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Nicole




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